Schwäne sind hübsch und ich mag sie nicht. Weil sie nicht nur gut aussehen, sondern auch launisch sind. Sie verlassen ihr Territorium nur um andere anzufauchen. Klar, ein paar Brotkrumen werden gerne mitgenommen, aber mal ein Danke – vergesst es. Durch die Gegend watscheln und immer schön mit dem Hintern wackeln, das geht, aber wehe, es nähert sich mal ein interessierter Erpel, da wird sich gleich aufgeplustert und abschätzig die Rangfolge klargemacht.
Schwäne trifft man nicht im Ritter Butzke oder beim Mit Dir Festival, sondern in schicken Edelclubs wie dem Pearl oder dem Tausend, in denen das Sehen und Gesehenwerden oberste Prämisse ist. Auch kann man mit ihnen keine Pferde stehlen oder einfach morgens mit einem Bier in der Hand von der Tanzfläche stolpern, um die aufgehende Sonne an der Spree zu genießen – es könnte ja das feine Gefieder beschmutzt werden.
Abschließend mein Appell an alle hochnäsigen Vögel da draußen: Ich weiß, dass ihr insgeheim sehr einsam seid und am Ende doch auch nur geliebt werden wollt. Seid weniger Schwan, seid mehr Ente!
(Verfasser: Benjamin Kamisch)