Newcomer A Professional Dreamer

Das vermeintlich Schönste am Träumen ist die Flucht aus der Realität, das Ersehnen und Erfüllen der eigenen Wünsche und deren kreative Umsetzung in der eigenen Fantasie. Und während sich die einen darauf konzentrieren, dem scheinbar Unwirklichen nur im Schlaf zu begegnen, ergreifen andere schon die Initiative und nehmen das Ausleben und die Verwirklichung ihrer Träume selbst in die Hand.
Julian Mokosch, den meisten von uns besser bekannt als A Professional Dreamer, ist genau einer dieser Menschen, der es allein mit seinen Musikzusammenstellungen schafft, uns bei der Flucht aus der Wirklichkeit zu helfen, zu begleiten und uns dabei gleichzeitig einen persönlichen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt zu gewähren. Nicht ohne Grund hat er sich unter anderem auch zusammen mit seinem Bruder innerhalb kürzester Zeit eine große Fan-Base aufgebaut. Die beiden bereicherten gerade erst den Podcast unserer Freunde von Kultmucke mit einer emotionalen dritten Ausgabe.

Nun beweist er mit seinem neusten Set, was der Umgang mit eigenen Träumen und Fantasien bewirken, welche kreativen Kräfte er freisetzen kann. Ein Set, welches von unserem Freund Bonjour Ben nicht ohne Grund „Kunst“ genannt wird, und welches uns dazu bewegte, Julian zu bitten, uns einen Einblick in seine musikalische Umsetzung von Träumen zu gewähren…

A professional Dreamer 3Eines der unverkennbaren Merkmale und gleichzeitig auch größten Erfolgsrezepte des Offenbachers ist die intensive und leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Musik. Das harmonische Aneinanderreihen verschiedener Tracks steht bei ihm stets an zweiter Stelle: „Jedes Set hat seine eigene Geschichte oder zumindest eine Thematik, der ich folge. Dabei spielt es keine Rolle, ob bestimmte Themen erst aufgrund einer besonders prägnanten Nummer entstehen, oder meine Stimmung und Gefühlslage bereits vor der Trackwahl in eine bestimmte Richtung weisen. Ein gutes Beispiel dafür ist mein aktueller Mix. Man hört recht offensichtlich, dass ich momentan noch ziemlich weit entfernt von jeglicher Gute-Laune-Stimmung bin und mich auch trotz des weit verbreiteten Frühlingsfiebers zurzeit nicht damit identifizieren kann.“

Was unserer Meinung nach auch gar nicht notwendig ist. Mit seinem Set zeigt er sich von einer sehr verschlossenen, verletzlichen, aber auch faszinierenden und beeindruckenden Seite, die wir bisher nur sehr selten beim Hören von Musik erleben durften. „Ich habe den Titel und die sehr knappe Beschreibung ganz bewusst gewählt. Es ist sehr persönlich und soll daher möglichst viel Raum für freie Interpretationen des Hörers lassen.“

Die Möglichkeit, sich in der Musik und ihrem Facettenreichtum auszuleben, war ihm jedoch nicht immer gegeben. Julian begeisterte sich zwar bereits in den späten Neuziger Jahren für die elektronische Tanzmusik, die Initiative sich als DJ zu verwirklichen ergriff er allerdings erst sehr viel später. „Ich bin anfangs immer auf der Seite des Hörers geblieben, obwohl der Gedanke daran einmal selbst zu mixen für mich schon immer so etwas wie ein unerfüllter Kindheitstraum war. Trotzdem ist mir der Sprung auf die andere Seite nie so recht gelungen. Es hat sich einfach nie ergeben, denn es gab immer andere Dinge, die wichtiger gewesen sind. Oder zumindest sehr viel präsenter für den Moment.“

Gegen Ende 2011 bot sich ihm dann aber doch die womöglich einmalige Gelegenheit, den Schritt vom reinen Konsumenten hin zur musikalischen Selbsterfüllung zu gehen: „In dieser Phase hatte ich neben der nötigen Zeit auch ein wenig Geld übrig. Und da das für mich so ein Jetzt-oder-nie-Moment war, habe ich nicht mehr lang gefackelt, mir digitales Equipment besorgt und einfach losgelegt.“

Nach den ersten Erprobungen und Selbstversuchen entschied er sich recht schnell dazu, seine eigenen Kreationen mit anderen Menschen teilen zu wollen, war allerdings noch unschlüssig, wo sich das am günstigsten anbieten würde. Aber es dauerte nicht lange, bis er mit Soundcloud auf eine Plattform stieß, bei der er neben dem reinen Musikaustausch auch schnell auf die Vorzüge der Community setzen konnte. Im stetigen Kontakt zu seinen neu gewonnenen Zuhörern, gaben ihm vor allem deren positive Rückmeldungen immer wieder die notwendige Motivation, sich an dem Mischen von Musik weiter zu erfreuen und dabei stetig zu verbessern. “Das war eine total überwältigende Erfahrung. Das Gefühl, verstanden zu werden und nicht alleine dazustehen mit dem, was die Musik einem vermittelt, ist einfach wundervoll. Dann kam eines zum anderen: Der erste Artikel zu einem meiner Sets wurde veröffentlicht, die erste Podcastanfrage hat ihren Weg zu mir gefunden und ich habe mich mit immer mehr Gleichgesinnten austauschen können. Das alles war schon so viel mehr, als ich mir je zu träumen gewagt hätte.“

Und dabei war das Träumen doch ursprünglich der Ausgangspunkt des Ganzen, oder? „Es ging nie darum zu versuchen, mit der Musik über kurz oder lang Geld zu verdienen oder überhaupt vor wirklichem Publikum zu spielen. Es war und ist einfach eine Form des kreativen Auslebens, des Erzählens und natürlich auch des Träumens.“

Trotz seiner ehrenhaften Bescheidenheit boten sich auch für ihn schnell die ersten Gelegenheiten außerhalb der virtuellen Welt aufzulegen und sein Können vor Publikum unter Beweis zu stellen. „Das hat sich dann irgendwann über die Aktivität auf Soundcloud so ergeben und es ist einfach wahnsinnig toll und fühlt sich an wie eine Art gigantisches Sahnehäubchen. Besonders freue ich mich auf den 08. Mai 2013, wenn ich in Kassel bei 5 Jahre Klangextase neben vielen großartigen Künstlern spielen darf. Es wird eine überwältigende Nacht.“

Und dort werden wir ihn mit Sicherheit nicht alleine antreffen. Denn für viele steht der A professional Dreamer 2Name „A Professional Dreamer“ schon lange nicht mehr nur für Julian allein, sondern auch für seinen Bruder Bernhard Mokosch, der sich mit seinem Talent mindestens genauso schnell in die Herzen der Zuhörer spielte und als fester Bestandteil der professionellen „Traumstunde“ etabliert wurde. „Eigentlich war Berni schon immer mit dabei, anfangs halt eher passiv als aktiv. Er hat Tracks gesucht oder sich die Sachen angehört, die ich gebastelt habe. Das hat dann aber ganz schnell nicht mehr gereicht und so hat er sich dann selbst am Mixen versucht.“

Mit Erfolg, wie wir immer wieder hochachtend festgestellt haben. Da scheinen sich die musikalischen Gene verstärkt durchgesetzt zu haben. „Wir wohnen im Moment sogar zusammen und das macht alles noch viel besser. Es ist immer jemand da, der auch so verrückt nach der Musik ist wie ich. Jemand, mit dem ich bis in die Nacht über neue Tracks, Sets, Übergange oder eben alles Mögliche diskutieren und philosophieren kann.“

Und was gibt es Schöneres, als sich mit einer vertrauten Person über gemeinsame Leidenschaften auszutauschen? Eigentlich nichts, sollte man meinen. Wobei, eine Sache gäbe es da doch: Einen exklusiven Blick in die bisher unveröffentlichte Tracklist aus Julians neustem Set zu erhaschen, wäre bei der außergewöhnlichen Soundwahl mit Sicherheit für viele Hörer von unschätzbaren Wert. Und da wir nicht nur das Vergnügen hatten ihm ein paar Einblicke in seine Gedankenwelt, sondern auch ebendiese zu entlocken, wollen wir sie euch nun nicht länger vorenthalten.

Tracklist

01. Christian Morgenstern – Death before Disko
02. Sinner DC – Glass Alley (Object Object Mix)
03. Herbert – I Miss You (Nicolai Toma Remix)
04. Bonobo feat. Szjerdene – Transits
05. Four Tet – Lion (Jamie XX Remix)
06. Four Tet – Unspoken
07. Lake Powel – More Or Less
08. When Saints Go Machine – Fail Forever (Nicolas Jaar Remix)
09. Matthew Dekay & Lee Burridge – Für Die Liebe
10. Bonobo feat. Grey Reverend – First Fires
11. Tennyson – Lullaby
12. James Blake – Retrograde

A Professional Dreamer @ soundcloud
A Professional Dreamer @ facebook

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