Wilhelm Zucker und Felix Austria kennt man mittlerweile in der gesamten deutschen Electro- und Clubszene besser als SCHMLZ & SCHN. Mitunter werden sie auch das schillerndste unter den DJ-Paarungen genannt – was durchaus als berechtigtes Kompliment zu verstehen ist.
Persönlich kennengelernt haben wir die beiden auf der „5 Jahre Klangextase„-Party in in Kassel. Und es fiel uns glücklicherweise nicht sehr schwer, sie dazu zu bewegen, uns ein paar Fragen zu beantworten. Nach dem Interview waren wir noch überzeugter als vorher: Die beiden sind das perfekte DJ-Team!
Erzählt doch erst einmal ein bisschen was über eure Entstehung!
Felix: Wilhelm und ich waren damals in einer Crew – PALETTE700 – die unter anderem Parties, Deko und Teekränzchen gemacht hat. Irgendwann kam von Wilhelm der Wunsch auch selbst musikalisch mitzumischen, aber nur für uns. Zuerst wollten wir einfach ein Stündchen zum Schluss unserer eigenen Parties auflegen und das im Duo, damit die Leute uns nur einmal „ertragen“ müssen. Anfangs ganz ohne Gedanken daran, damit eventuell sogar mal Geld zu verdienen. Wir selber hätten wohl am wenigsten damit gerechnet, dass wir später neben Lake People (damals auch Mitglied der PALETTE700) am stärksten mit nach außen wirkten.
Wilhelm Z: Nun ja, lustig ist ja ein dehnbarer Begriff… Ich glaube, ich finde sie nicht so lustig, aber ich kann trotzdem kurz versuchen es zu umreißen. Bevor wir angefangen haben zusammen aufzulegen, lag mein Schwerpunkt in Sachen elektronischer Tanzmusik eher im Bereich Organisation von Veranstaltungen und all dem Zeugs, das da mit dran hängt…Dekoration, Außenwirkung und lauter so Sachen. Irgendwann kam dann in mir das Interesse auf, meine Liebe zur Musik auch anderen Menschen brühwarm auf die Nase zu drücken (kann man das so sagen?) Naja, aber irgendwie habe ich mich dann der Sache alleine nicht gewachsen gefühlt. Oder vielleicht war der Grund auch, dass zu zweit alles mehr Spaß macht, also/deswegen habe ich Thomas gefragt, ob er bei meinem ersten Gig mitwirken will. Er meinte „wahrscheinlich ja“ und irgendwie haben wir die Besetzung beibehalten. Ich denke das war eine gute Idee, denn Felix bringt oft Sachen ins Spiel, an die ich niemals gedacht hätte. Und wenn wir dann beide unsere Köpfe zusammen werfen, kommt eigentlich immer etwas dabei heraus, auf was wir alleine nicht gekommen wären.
Wie erklärt ihr einer alten Dame mit Pudel wie ihr euer Geld verdient?
Felix: Wir machen Krach im 4/4-Takt und werden dafür auch noch bezahlt! Aber mal ernsthaft… wir haben ja ganz eigene Vorstellungen vom Musik machen und für mich persönlich ist es von großer Bedeutung, in einem Set eine Geschichte zu erzählen. Ich mag, wenn es eine Dramaturgie gibt… für das Intro nehmen wir uns jedes Mal sehr viel Zeit. Ich persönlich liebe ja die 80er und bin da stark beeinflusst, deshalb spiegeln sich auch gerade in unseren Intros oft eine Melancholie, „Weltschmerz“ und eine gewisse Art von Sehnsucht wider. Jedes Set führt hin zu einem Höhepunkt in dem sich – wenn alles gut läuft – eine Art Fenster öffnet, eine sprichwörtliche Blume aufgeht, die ganze Sache einfach kulminiert…! Oft sagt man uns nach, dass unsere Sets cineastischen Charakter haben. Besser ausdrücken hätte ich das nicht können.
Wilhelm Z: Ich finde, Auflegen ist wie das Basteln einer Collage. Man muss die richtigen Dinge auswählen und sie kompositorisch als schlüssige Stimmung oder Gefühl rüber bringen.
Welche Ansprüche habt ihr an die Musik?
Wilhelm Z: Nie ausgedudelt und ideenlos zu klingen, immer versuchen die Grenzen etwas auszudehnen und auch gerne mal über den Tellerrand schauen, immer versuchen auch Gegensätze zu kombinieren. Oft ist der Weg über dünnes Eis doch der spannendere.
Bei dir ist es sicher ähnlich Felix, oder?
Auf jeden Fall, Musik ist vor allen eine Stimmung und je nach dem fühle ich mich am Montagabend eher zu einer entspannten bis leicht melancholischen Musik hingezogen, wohingegen ich Freitags eher treibende und sexuell aufgeladenere Musik präferiere. Genres spielen dabei keine Rolle. Ich mag jede Art von Musik, solange sie mir das Gefühl gibt, ein gewisses Maß an Authentizität und Ehrlichkeit zu vermitteln, auch wenn das jetzt ein wenig affektiert klingen mag.
Besonders Künstler wie Klaus Nomi, David Bowie, Kurt Weil und Peter Murphy haben mich musikalisch sehr beeinflusst. Viel später erst kam ich zur elektronischen Musik; durch Carsten Nicolai (ein Klangkünstler, der eigentlich bildender Künstler ist) und das Kompakt-Label, welches ja auch schon immer mit Musikern aus verschiedensten Bereichen zusammen gearbeitet hat. Das vermischen der verschiednen Stile und Genres hat es mir erst möglich gemacht, mich in der elektronischen Musik zuhause zu fühlen. Und gerade Leute wie Wolfgang Voigt (eigentlich Maler) kamen mit da sehr entgegen und zeigten mir, dass es auch eine andere Herangehensweise an Musik geben kann, als vielleicht das übliche „Techno-Gebumse“.
Gerade die bildende Kunst öffnet oder ermöglicht es, einen intellektuellen Raum zu öffnen, in dem alles möglich ist. Das versuchen wir im besten Fall auch in der Musik, – ohne dass ich behaupten will, dass es immer gelingt – unabhängig von irgendwelchen Szenegepflogenheiten zu arbeiten.
Was steht für euch in den kommenden Monaten an?
Felix: Wir sind gerade in eine wunderschöne Altbauwohnung im Süden Leipzigs zusammen gezogen, da haben wir momentan mit der Renovierung zu tun. Viel Stress also. Nebenbei versuche ich mein Studium endlich zu beenden. Und zeitgleich werden wir den Mitschnitt unseres Live-Sets aus der Distillery Leipzig veröffentlichen, wo wir etwas härter und maskuliner gespielt haben, als von uns gewohnt. Um auch mal zu zeigen, dass wir ohne uns zu verbiegen 4 Uhr nachts zur Peaktime in einem großen Club gebucht werden können.
Wilhelm Z: Ich bin privat nie lange an einem Ort. Die letzte Zeit war auch gerade durch den Umzug schon etwas stressig und deswegen steht für mich jetzt gerade auch an, mal fünfe gerade sein zu lassen und auch mal wieder in den Urlaub zu fahren.
Welchen Club würdet ihr als euer Wohnzimmer bezeichnen?
Wilhelm Z: Ich glaube ein Clubwohnzimmer haben wir nicht. Wir haben das Glück, nicht total regelmäßig in immer den gleichen Clubs zu spielen, als dass sich da so etwas herauskristallisiert hätte. Wir sind in letzter Zeit eigentlich in ganz Deutschland unterwegs und da, wo wir gerade sind, ist dann auch unser Wohnzimmer.Â
Felix: Aber man kann sagen, dass wir uns im Ritter Butzke und im Farbfernseher und in der Leipziger Distillery ganz wohl fühlen.
Gibt es für euch ein Lieblings-Setup mit dem ihr spielt?
Felix: Nein gibt es nicht, aber ein Allen & Heath Xone 92 sowie zwei Pioneer 2000er CD-Spieler sehen doch ganz anständig aus. Vielleicht noch eine Flasche Moët und ein wenig Kaviar vor dem Gig. lacht. Bitte nicht alles bierernst nehmen, wir nehmen uns glaub ich von allen am wenigsten ernst.
Wilhelm Z: An und für sich mag ich Allen Heath Mixer. Wichtiger ist aber, dass die Leute Lust haben und nicht aus so einem freitag/samstagabendlichen Ausgehzwang da sind. Wenn das Publikum gut drauf ist, sind wir selbst auch irgendwie besser. grinst. Meistens…
Booking:Â schmlz_schn[at]hotmail.de