Es ist noch gar nicht so lange her, da ging für Das haett es frueher nicht gegeben der Podcast On Air. Die erste Ausgabe hatte ein junger Allgäuer aufgenommen, dessen ungewöhnlicher Name bis dahin noch nicht in dem Maße die Elektroszene durchdrungen hatte, wie es seitdem mehr und mehr der Fall ist.
Natürlich ist die Rede von Manuel Scholze, besser bekannt als Radiothérapie. Und so wie mit seiner Nummer Eins des Podcasts für eben diesen ein erfolgreicher Startschuss fiel, so war dies auch eine Art Beginn für Manuel, mehr von sich reden und vor allem hören zu machen. Egal ob als DJ oder als Produzent, Manuel zeigt, dass ihm Musik im Blut liegt. Warum das so ist und was wir in Zukunft noch von ihm erwarten können, hat er uns im Interview verraten.
Mal ehrlich Manuel, erzählt nicht jeder Musiker, dass ihm die Musik quasi in die Wiege gelegt wurde?
Keine Ahnung. Musik umgibt mich aber in der Tat seit ich geboren bin – mit jazzverliebten Eltern, einem zweijährigen Gesangsengagement am König-Ludwig-Musical in Füssen (vor dem Stimmbruch), Keyboard- und Blockflötenunterricht. Insofern ist das nicht nur eine PR-trächtige Floskel bei mir. Dazu kam dann noch die Dauerbeschallung bedingt durch stundenlange Radiosendungen… Natürlich entsteht dann das Interesse, sich noch intensiver mit Musik auseinanderzusetzen. Vor allem wenn man durch nue Medien ganze Möglichkeiten bekommt, Menschen zu erreichen.
Was treibst du eigentlich gerade alles auf Soundcloud?
Man kann das, was ich gerade so fabriziere durchaus mit euch, also „Früher hätt es das nicht gegeben“, vergleichen. Als ihr gestartet seid, bin ich eigentlich auch gerade so langsam aus meinem Radiostudio gekrochen. Da habe ich angefangen, in unregelmäßigsten Abständen Mixe zu publizieren – fernab des kommerziellen Sounds, den ich bis dahin im Radio so gespielt habe. Allerdings war das noch ohne irgendwelchen Support und technisch mehr als unsauber.
Unsauber und ohne Support – ab wann gings denn dann etwas mehr raus aus der Versenkung?
Den Startschuss habt eigentlich ihr gegeben. Ich hatte im Sommer 2012 noch ne kleine eigene Partyreihe, auf der ich den Support gespielt habe. Mein Set von der Feelektro ging dann eher durch Zufall an euch – ein Kumpel von mir hatte eure Seite geliked. Damals waren es noch weniger als 1000 Likes und das ganz alte Design. Ihr erinnert euch ja… (grinst)
Dann hattet ihr gesagt, dass die Seite professioneller und neuer würde und ob ich Bock auf den ersten Podcast hätte. Ich so „Yeah“, ihr so „Yeah“ – und jetzt sind auf einmal Leute wie Jonas Woehl und Chris Schwarzwaelder bei euch am Start und ich nur noch so „Woa“. Und das mit dem Podcast ist erst 8 Monate her!
Obwohl du ja eigentlich erst seit Mitte 2012 auflegst, bist ja bereits kein reiner DJ mehr, sondern auch Produzent und haust eigene Sounds raus. Warum so schnell?
Ja, es ging schneller als erwartet. Aber das ist eigentlich meinem Job als Radiosprecher und Redakteur geschuldet. Ich habe so viele Leute während meiner Zeit bei verschiedenen Radiostationen, vorrangig Radio Galaxy Kempten, kennengelernt. Da stolperst du zwangsläufig fähigen Leuten über die Füße!
Da sprichst du sicher von deinem Producingpartner Ansgar Scheffold …
Absolut! Ich habe zwei Jahre lang bei Radio Galaxy die Redaktion in Kempten betreut und regelmäßig den Feierabenddrive moderiert. Nach dieser Zeit bin ich erst mal nach Südafrika zum arbeiten gegangen. Ich wollte was anderes sehen, aus meinem Schulenglisch ein fließendes Englisch machen und neue Leute kennenlernen. Danach bin ich dann relativ schnell ins Studium und habe eine Sendung namens „Reinhörgebot“ für regionale DJ´s und Produzenten entwickelt, die ich neben meinem Studium moderiert, konzipiert und betreut habe. Wie es der Zufall so will, bin ich bei so vielen Sets und Songs, die ich mir jeden Tag reingezogen habe über Ansgar Scheffold gestolpert. Sein damaliger Elektrohousesound hat mich sofort geflashed und ich hab ihn in meine Sendung eingeladen. Er hat eine Stunde nur eigenes Zeug gespielt, ich habe ihn ein Jahr später auf meine Party gebucht und so haben wir uns Ende 2012 entschlossen, zusammen „Tiefflug“ zu machen.
Und hat bei mittlerweile über 12.000 Plays auf Youtube und knapp 5000 Plays nach einem halben Jahr auf Soundcloud ja auch hingehaun..?
Ãœberwältigend für eine Debütnummer – haben wir aber auch nur durch euren Support, durch Benny von Trndmusik, durch die Olle Susi, durch Marcus Daum und durch Konschtis Aureal Pleasure geschafft!
Die neue Nummer heißt Gästezimmer. Wie hängt das mit „Tiefflug“ zusammen?
Eigentlich gar nicht – nur der Sound ist eben ein Brückenschlag aus „Tiefflug“ und unserem kommerzielleren Zedd-Remix. Ansgar und ich haben und zusammen hingesetzt und überlegt, was wir machen. Härter musste es sein, was für die Tanze. Allerdings auch mit Motto. Wir hatten verschiedene Namen für die neue Nummer im Kopf und Ansgar hat vorgeschlagen, den Track „Gästezimmer“ zu taufen. Da war aber noch nicht mal ein Ton eingespielt oder ein Sample gesetzt *lacht*. Dann fragte ich ihn, warum Gästezimmer? Die Antwort war Stille. Also wars dann meine Idee, den Song rund um den Begriff Gästezimmer zu konzipieren. Und ich glaube, im Intro hört man viel aus einem Gästezimmer.
Wir haben dich ja schon beim Zedd-Remix singen gehört. Ist das bei „Gästezimmer“ auch deine Stimme?
Ja, das Feld Gesang / Spreche habe ich einfach an mich gerissen. Ansgar, unser Mastermind am Sequenzer, hat da schon einige Mal gelacht und fragte, ob ich da geil drauf sei. Hey, warum eigentlich nicht? Ich finds cool, auch hörbar in einem Song zu sein. Bei Clarity hab ich die zweite Stimme im Refrain gesungen und hab viel Lob dafür kassiert. Jetzt wurde es eher ein Sprechgesang, weil wir uns für den Song einfach nichts bezüglich Gesang vorstellen konnten. Ich denke, dieser Sprechgesang in Gästezimmer ist auch da markante. Entweder du liebst, oder du hasst ihn. Es ist gewöhnungsbedürftig – das gebe ich offen zu. (schmunzelt)
Ihr produziert zu zweit – ansonsten agierst du aber als „Radiothérapie“ allein.
Genau, wir machen Songs zu zweit, weil die Kombination unserer Geschmäcker zum eigentlichen Sound von uns beiden führt. Wir machen aber auch unabhängig voneinander Tracks, Ansgar natürlich mehr. Ich bau da nur für mich momentan rum. Im DJ-Booth bin ich aber lieber alleine und entscheide absolut selbst, was gespielt wird und nichts. Ich glaube, da könnte ich schlecht kooperieren, da bin ich einfach eigen.
Vorletzten Samstag, also Samstag den 04.05.2013 hast du ja erst neben Größen wie Felix Kröcher, Einmusik, Hannes Fischer und Nico Pusch aufgelegt. Wie wars?
Wirklich super. Durfte zwischen 22 und 24 Uhr auf der zweitgrößten Stage spielen und konnte es somit auch mehr krachen lassen, als wenn ich ein pures Warm-Up hinter mich gebracht hätte. Ist natürlich schon heftig, mit solchen Größen auf einem Event zu spielen. Habe dafür auch extra frisches Zeug zusammengetragen und nach 30 Minuten dreckig deepem Sound angefangen, den Kessel aufzuheizen. Überzeugt euch einfach selbst!
Wo gehts generell hin?
Schwer zu sagen – ich bin der Meinung, entweder wird es bald was größeres, oder es verläuft sich in absehbarer Zeit im Sand. Ich hab tierisch Bock auf die Musik, aufs Auflegen, aufs Musik machen, allerdings auch maximal als zweites Standbein. Ich glaube, ich bin derzeit auch absolut nicht in der Position, mir darüber Gedanken zu machen. Aber wenn ich Luftschlösser jetzt sofort bauen muss, sage ich trotzdem: Ich möchte nicht mein Leben nur durch Tracks und Gigs finanzieren müssen. Ich will wieder zum Radio, wieder zurück in den Journalismus. Und weiterhin Spaß beim Tanzen haben.
Tracklist
1. DJ Koze feat. Caribou – Track ID Anyone?
2. Matthew Herbert – It´s Only (DJ Koze Remix)
3. Krink – Wurl
4. Him_Self_Her – Take it Slow
5. Wild Culture & Leo – Walking
6. David August – Peace of Conscience
7. Click Click – Ducks in the Kiddie Pool
8. The XX – Crystalised (Edu Imbernon Remix)
9. JFTH – Flip Flop
10. Fritz Kalkbrenner – Hummin’ Hills
11. Kölsch – Zig
12. Butch – Aerobic
13. Tube & Berger – Imprint of Pleasure
14. A2A – African Natives
15. Christian Burkhardt – Delight
16. Ansgar Scheffold & Radiothérapie – Gästezimmer
17. Nicolas Masseyeff – Mugen
18. Darlyns Vlyns – Loco Channel (Pig & Dan Remix)
19. Steve Bug feat. Foremost Poets – No Adjustments
20. Justin Martin – Ruff Stuff (Eats Everything´s Reruff)
21. Ante Perry – Beachpower
22. John Tejada – The End of it All
Radiothérapie’s Podcast für Das haett es frueher nicht gegeben